Besuch von Detlef Soost


Artikel in der Freien Presse vom 27. März 2003

 
Atem(be)raubender Tanz vor Trainer Gnadenlos
 
Star - Choreograf Detlef Soost bringt 130 Kursteilnehmer in der "Goldnen Sonne" ins Schwitzen - Wer mogelt, bestraft sich und die anderen
 
Schneeberger Tanzprojekt "Keen On Rhythm" für einen Kurs in die "Goldne Sonne" geholt, wurde am Mittwoch mehrfach ernst und laut. "Ruhe! Schön konzentriert bleiben", tönte es aus den Boxen. Schließlich hatte der bekannte Choreograf, der bereits die Popstars No Angels und Bro'Sis das Tanzen lehrte, nur eins im Sinn: Den knapp 130 Teilnehmern eine seiner Choreografien beizubringen. Detlef D Soost
Diese dauerte etwa zwei Minuten und setzte sich aus sechsmal acht Einzelschritten zusammen - in der Summe 48 Bewegungen, bei denen Arme und Beine verschieden koordiniert werden. Davon ahnten die Damen und drei Herren noch nichts, als "Dee" den Saal mit 45 Minuten Verspätung und Tanzpartnerin Ines betrat. "Wir überziehen hintenraus, damit ihr auf eure Zeit kommt", entschuldigte er seinen Patzer. Da hatte ihm die Menge längst verziehen.
Beim Aufwärmen ging's los: Nach 25 Minuten blickte Soost in schweißnasse, rote Gesichter. Es lief gut. Er lächelte. Einige stöhnten, verzogen die Miene, fast keiner legte aus eigenen Stücken ein Päuschen ein. Die eine, die sich doch traute, bezahlte es prompt mit 15 Liegestützen. Das war kein Spaziergang, sondern hartes und rasantes Training mit der Zeit im Nacken. Soost wirkte geübt: Pro Jahr gibt er 80 bis 100 solcher Workshops. Dabei nerven ihn mitunter kleine Dinge, wie schlechte Techniker oder wacklige Mikros. Die Leute vom Schneeberger Tanzprojekt lobte er gern. "Es passt wirklich alles hier. Ihr habt das Klasse organisiert."
Abgemüht haben sich auch die Teilnehmer. Redlich. So absolvierten sie zum Beispiel 200 Rumpfbeugen. Zwar mussten sie den Oberkörper nicht weit hochziehen, aber die dreistellige Zahl wollte erstmal geschafft sein. Die fünf Kinder unter zwölf Jahren kamen mit der Hälfte davon. "Dee" zählte vor und warnte Mogler vorab: "Ihr seid ein Team. Wenn einer trickst, fangen alle von vorn an." Drill pur, mehrere Stunden lang. Soosts Kondition schien unerschöpflich, er wechselte dreimal das Oberteil. Denn die meisten Übungen machte er mit. Ansonsten schlich er durch die Reihen, korrigierte Haltungsfehler und sorgte für Lacher inmitten harter Arbeitsatmosphäre.
Tim Naumann tanzt seit reichlich zwei Jahren, und das Gerede anderer Jungs ist ihm egal. "Unter den vielen Frauen hab ich's doch wie im Paradies", sagte der 15-Jährige keuchend. Den Kurs fand er trotz Vorkenntnissen krass. "Das Erwärmen war heftig, und die Choreo ist sehr anspruchsvoll": Ans Aufgeben dachte er keinen Augenblick. "Man muss viel geben, aber lernt auch etwas." Später wählte Soost den Chemnitzer sogar zum, Gruppentrainer. "Die Leute hier sind unheimlich motiviert, aber etwas zu unkonzentriert. Sie müssen unbedingt dranbleiben, weil es schwer ist, die Schritte in so kurzer Zeit zu erfassen und zu lernen." Deshalb werde er immer etwas laut, sagte er schmunzelnd. "Ich denke aber, wir haben am Ende acht Gruppen, die das alles gut drauf haben." Umfangreiche Castings wie bei Popstars sieht Soost als wichtige Schnittstellen verschiedener Regionen. "Damit kann man große Gebiete bei der Suche abdecken, und auch talentierte Leute aus kleineren Orten haben eine Chance."
Zumindest die Gelegenheit, mal auf der Bühne zu stehen, nutzen alle acht Gruppen am Schluss des Tanz-Marathons. Bei einigen ging's ein wenig daneben, während andere die rasante Schrittfolge perfekt aufs Parket legten. Nur eine blieb im Hintergrund: Elke Geutner: "Eine tolle Erfahrung. Ich übe daheim weiter und fand DEE echt klasse", so die Auerin. Mit 39 Jahren war sie eine der Ältesten. "Das stört mich nicht. Im Herzen fühl ich mich wie 20." Aufgewühlt vom Erlebten fanden Francoise Sothen und Janine Böhmer andere Worte: "Es war total geil, obwohl alles sehr schnell ging." Den Star aus Berlin hatten die 13-Jährigen strenger erwartet. "Als die erste Schritte saßen, hat's richtigen Spass gemacht." Über Rückenschmerzen klagte Katja Reither vom Tanzprojekt - aber auch nur darüber. "Wir sind zufrieden. Alles hat reibungslos geklappt." (ane)
 
 
 
 
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